Sparen bis zum Untergang? Reformpolitik in der Krise
Interessierte Hörerinnen und Hörer finden auf dieser Seite weiterführende Informationen zu den einzelnen Sendungsthemen als Zusatzmaterial.
Die Materialien wurden zum Zugriffszeitpunkt 07.12.2015 erstellt von:
Prof. Dr. Alfons J. Weichenrieder & Prof. Michael Haliassos, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Übersicht
1. Pro Sparpolitik
2. Gegen Sparpolitik
3. Finanzkrise
1. Pro Sparpolitik
Eine Anmerkung zur Selbstfinanzierungsthese und zum keynesianischen Modell
Vielfach wird behauptet, dass eine Volkwirtschaft durch eine schuldenfinanzierte Erhöhung der Staatsausgaben so viel Wachstum erzeugen kann, dass sich diese Staatsausgaben selbst finanzieren und die Schulden letztendlich gar nicht steigen.Hans-Werner Sinn zeigt, dass durch eine schuldenfinanzierte Staatsausgabenerhöhung die Staatsschulden in jeder Periode um das – trotz einer partiellen Selbstfinanzierung – unvermeidliche Restdefizit anwachsen und es somit zu keiner Selbstfinanzierung kommen kann.
Quelle: Sinn, H.-W., „Eine Anmerkung zur Selbstfinanzierungsthese und zum keynesianischen Modell“, ifo Schnelldienst, 2014.
Link: http://www.cesifo-group.de/ifoHome/publications/docbase/details.html?docId=19147967
Pro: Unvermeidbare Anpassung
Viele Studien belegen, dass die Krisenstaaten der EU ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren haben. Michael Hüther argumentiert, dass eine Anpassung unvermeidbar ist, da Mitgliedstaaten einer Währungsunion ihre Währung nicht abwerten können. Er denkt, dass die Fehlentwicklungen über eine Anpassung der Löhne und Preise korrigiert werden müssen, weshalb Sparpolitik nötig ist.
Quelle: Hüther, M., „Pro: Unvermeidbare Anpassung“, Bundeszentrale für politische Bildung, 2014.
Link: https://www.bpb.de/dialog/europawahlblog-2014/182610/pro-unvermeidbare-anpassung
Ökonom: Wachstumsprogramme verschieben nur das Problem
Sollten Wachstumsprogramme die Sparpolitik in den Krisenländern ersetzen? Nein sagt Clemens Fuest. Er argumentiert, dass der Abbau der Defizite nicht in die Zukunft verschoben werden kann und dass Wachstumsprogramme das Problem nur verschieben würden. Er hält es dagegen für ratsamer die Banken zu rekapitalisieren.
Quelle: Hatting, A., „Ökonom: Wachstumsprogramme verschieben nur das Problem“, Deutschlandradio Kultur, 2012.
Kann ein Staat sich kaputt sparen?
Oft hört man, dass durch Sparpolitik die Schuldenquoten steigen könnten. Daniel Gros zeigt, dass dies zwar in der sehr kurzen Frist möglich ist, aber nicht langfristig. Daher ist die Umsetzung glaubwürdiger Sparpläne das kleinere Übel, selbst wenn das den Konjunkturabschwung kurzfristig verstärkt.
Quelle: Gros, D., „Kann ein Staat sich kaputt sparen?“, Ökonomenstimme, 2011.
Link: http://www.oekonomenstimme.org/artikel/2011/12/kann-ein-staat-sich-kaputt-sparen/
2. Gegen Sparpolitik
Contra: Warum Sparen falsch ist
Es gibt zwei idealtypische Wege eine Krise zu bekämpfen, betont Klaus Busch. Die Regierung könnte versuchen in der Krise die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stützen und die dabei erzeugten Haushaltsdefizite später wieder abzubauen. Andererseits könnte die Regierung Sparpolitik betreiben. Er sagt, dass die USA den ersten Weg gegangen sind, während die EU die Sparpolitik gewählt hat. Er argumentiert, dass die Sparpolitik in Zeiten der Krise in der Eurozone eine weitere Rezession verursacht hat, während die USA mit einer sehr expansiven Fiskalpolitik besser durch die Krise gekommen sind.
Quelle: Busch, K., „Contra: Warum Sparen falsch ist“, Bundeszentrale für politische Bildung, 2014.
Link: https://www.bpb.de/dialog/europawahlblog-2014/182608/contra-warum-sparen-falsch-ist
Klotzen wie Keynes
Sparen verschlimmert die Probleme der hochverschuldeten Krisenstaaten, sagen viele Experten. Sie berufen sich auf den britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Er hatte in der Großen Depression argumentiert, dass wenn die Staatsausgaben zur falschen Zeit zusammengestrichen werden, der Abschwung und die fiskalischen Probleme verschärft werden könnten. Erst wenn die Wirtschaft stark genug ist, könne über Defizitabbau geredet werden. Schrumpft die Wirtschaft durch Sparmaßnahmen weiter, kommen die Krisenländer nie aus der Schuldenfalle raus, glaubt auch der Wirtschaftsweise Bofinger.
Quelle: Hoffmann, C., „Klotzen wie Keynes“, Süddeutsche Zeitung, 2012.
Link: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/alternativen-zur-sparpolitik-klotzen-wie-keynes-1.1365413
Bofinger: Sparen in der Rezession könnte kontraproduktiv sein
Peter Bofinger fürchtet, dass das strenge Sparen in den Krisenländern zu noch mehr Schulden führen könnte. Er glaubt, dass man in den letzten Jahren zu viel an Konsolidierung versucht hat durchzusetzen. Er betont, dass alle Länder, die nun stark konsolidiert haben, in eine schwere, anhaltende Rezession geraten sind, wodurch der Schuldenabbau erschwert wird.
Quelle: Breker, G., „Bofinger: Sparen in der Rezession könnte kontraproduktiv sein“, Deutschlandfunk, 2013.
Selbstfinanzierungseffekte antizyklischer Finanzpolitik
Ist die Selbstfinanzierung expansiver finanzpolitischer Maßnahmen unmöglich, wie es Hans-Werner Sinn im Rahmen eines keynesianischen Modells zeigt? Dieser Beitrag äußert Zweifel. Prof. Wolfgang Scherf zeigt, dass eine Selbstfinanzierung theoretisch möglich ist. Er argumentiert auch, dass ein Selbstfinanzierungsgrad von 100% aber gar nicht erforderlich ist, um eine expansive Finanzpolitik in der Rezession zu rechtfertigen.
Quelle: Scherf, W., „Selbstfinanzierungseffekte antizyklischer Finanzpolitik“, Ökonomenstimme, 2015.
3. Finanzkrise
Informationen über die Auswirkungen der Finanzkrise in verschieden Ländern.
Griechenland
Link: http://www.voxeu.org/article/recent-vox-columns-greek-crisis, http://greekeconomistsforreform.com/
Irland
Link: http://www.irisheconomy.ie/
Portugal